Mantar – „Post Apocalyptic Depression“
Zusammenfassung
Band: Mantar
Album: „Post Apocalyptic Depression“
Datum: 14.02.2025
Label: Metal Blade Records
Genre: Sludge/ Extreme Metal
Land: Deutschland
Order: HIER
Quelle: Metal Blade Records
Cover und Tracklist
01. Absolute Ghost
02. Rex Perverso
03. Principle of Command
04. Dogma Down
05. Morbid Vocation
06. Halsgericht
07. Pit of Guilt
08. Church of Suck
09. Two Choices of Eternity
10. Face of Torture
11. Axe Death Scenario
12. Cosmic Abortion
Mit der 2022 erschienenen LP „Pain Is Forever and This Is The End“ verlieh das deutsche Duo ihren wahnsinnig schweren Blackened-Death-Punk-Grooves eine klangliche Fülle und verhalf der Platte zu ihrer Position auf #2 der offiziellen deutschen Top 10 Albumcharts. Die Platte fügte Mantars wachsender Palette glattere, ruhigere und harmonischere Texturen hinzu, aber auf dem 2024er Album „Post Apocalyptic Depression“ zerschlugen Mantar die Palette und schlugen ein Loch in die Leinwand.
„Wir wollten ALLES anders machen als das letzte Album“, bekräftigt Hanno. „Das letzte Album war sehr produziert. Eine riesig klingende Platte, saubere Produktion. Zurschaustellung von Macht. Das war es, was wir damals wollten und fühlten. Jetzt versuchen wir, das zu zerstören, was wir mit dem letzten Album aufgebaut haben. Es liegt eine gewisse Schönheit darin, die Erwartungen der Menschen zu enttäuschen.“
Ein Ohr voll des monstergroovenden Punk’n’Roll-Openers „Absolute Ghost“ bestätigt, dass Enttäuschung eine unglaubwürdige Reaktion auf die wild energiegeladenen, rechtschaffenen Blutschüttler ist, die sich hier versammelt haben. Mantar haben bereits in ganz Europa, den USA, Japan, Lateinamerika und Südafrika sowie auf allen großen europäischen und amerikanischen Festivals die Straße verschlungen, aber diese Melodien sind für eine besonders viszerale Live-Verbindung bestimmt.
Der Ethos wird schon in den ersten beiden Worten deutlich, mit denen Hanno den Aufnahmeprozess beschreibt: „Schnell und dreckig. Wir haben nicht einmal unser eigenes Equipment mit ins Studio gebracht, sondern einfach das verwendet, was wir dort vorgefunden haben. Es gab keinerlei Planung bei der Entstehung dieses Albums. Wir wollten es so primitiv wie möglich halten. Wir waren dieses Mal mutiger und haben buchstäblich alles aus den Songs herausgeschnitten, was wir nicht für nötig hielten. Ich denke, man kann hören, dass es mehr Spaß macht, diese neuen Songs zu spielen. Ich fühle mich auf diesem Album sehr mit meinen Punk-Wurzeln verbunden. Eine sehr punkrockige Produktion und neben unserem ersten Album definitiv das am rohesten klingende.“
Um Mantar wieder mit dem Geist ihres Debüts „Death by Burning“ aus dem Jahr 2014 zu verbinden, wurde das neue Frontcover erneut von dem renommierten Künstler Aron Wiesenfeld gemalt, dessen eindringliche Ästhetik der Band eine so unverwechselbare und beeindruckende visuelle Wirkung verleiht. Es fühlt sich an wie eine Band, die den Kreis schließt und die ersten zehn Jahre von Mantar zu Ende gehen lässt. „Um ehrlich zu sein, fühlt es sich wie 100 Jahre an“, gibt Hanno zu. „Keiner von uns hätte je gedacht, dass die Band überhaupt so alt werden würde. Dies ist das fünfte Album, was mehr als verrückt ist, da wir immer eine ziemliche Punkrock-Mentalität hatten, bei der wir nie langfristige Versprechungen machten. Wir versuchen natürlich immer, das beste Material zu schreiben, das wir können, aber bei diesem Album lag der Fokus eher darauf, eine bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu transportieren, als verzweifelt zu versuchen, einen perfekten Song zu schreiben. Ich habe uns an die Entstehung unseres ersten Albums vor zehn Jahren erinnert, das heute von einigen Leuten als moderner Klassiker angesehen wird. Ich bin überzeugt, dass das nicht nur an den guten Songs liegt, sondern vor allem an der Einstellung.“
Hanno gibt einige nützliche Hinweise auf den Sound und die Attitüde des neuen Materials, als er gefragt wird, welche Platten die beiden Bandkollegen als Goldstandard bezeichnen. Hanno nennt unter anderem The Jesus Lizard’s Liar, The Melvins‘ Stoner Witch, Nirvana Bleach, Mudhoney Superfuzz Bigmuff und L7’s Hungry for Stink – viele von ihnen wurden auf Mantars Cover-LP „Grungetown Hooligans II“ gehuldigt. Dieses Mal entschied sich Hanno jedoch dafür, die lyrischen Tropen von realen Traumata, sozialen Missständen und psychischen Turbulenzen nicht zu verwenden – eine gnädige Entscheidung für seine eigene psychische Gesundheit.
„Ich hatte das Glück, mich wieder von der Abwärtsspirale zu distanzieren, in der ich in den letzten Jahren gefangen war, verursacht durch eine neue Qualität des Wahnsinns, den die Welt zu bieten hat“, verrät Hanno. „Es ist nicht so, dass ich gefühllos geworden wäre, oder zumindest nicht vollständig, aber ich hatte null Lust, dem Wahnsinn der Welt in irgendeiner Weise entgegenzuwirken, schon gar nicht mit ‚Texten‘ einer Rockband. Es ist das alte Spiel, mach einfach die Augen auf, schließe dein Herz und schreibe auf, was du siehst. Ich habe keine Mission, diese Welt durch meine Band zu verändern. Vielleicht kann ich das auf einer persönlichen Ebene tun, aber ich habe keine Hoffnung, die Gedanken und den Verstand der Menschen zu beeinflussen. Die Menschen scheinen sich zu weigern, zu lernen. Es ist ein Kreislauf. Vielleicht ist das so gewollt. Außerdem, warum sollten sie lernen, besonders von MIR? Lange Rede, kurzer Sinn: Ich war in der Lage, in meine Komfortzone zurückzukehren und deshalb in einer seltsamen Geisteshaltung Texte zu schreiben, die auch mit viel Fantasie nicht als politisch verstanden werden können. Im Grunde bin ich wieder zurück bei schrägem Scheiß. Persönliche Gedanken, Beobachtungen und einfach nur guter, altmodischer, grimmiger Spaß. Ich habe kein Verlangen danach, eine bestimmte Agenda oder Botschaft zu verbreiten oder den Leuten eine Lektion zu erteilen“. Die Arroganz von Bands, die das tun, ist schwer zu ertragen. Ich möchte nicht einer von ihnen sein. Außerdem urteile ich nicht. Ich berichte. Das ist alles.“
Was diesen intensiven, vollwertigen Titel betrifft, so definiert Hanno die postapokalyptische Depression als „das Gefühl, das man nach einer Massenhysterie bekommt. Das Gefühl, das man bekommt, wenn man all seine Kraft in eine Massenhypnose investiert hat und plötzlich merkt, dass es keine Rettung mehr geben wird. Es bezieht sich auch auf ein sehr eindimensionales und grundlegendes menschliches Gefühl, das wir alle kennen. Einfach ausgebrannt zu sein nach einer sehr langwierigen und anstrengenden Lebensphase. Postapokalyptische Depression kann auch als die Einsicht verstanden werden, die die Menschen einfach nicht lernen wollen. Außerdem ist es ein verdammt eingängiger und cooler Name für ein Album, das genau so klingt, wie diese Worte klingen.“
Auf die Frage nach Zukunftsambitionen antwortet Hanno pragmatisch. „Die Band wird vielleicht noch eine Weile bleiben, solange es Spaß macht, Shows zu spielen und zusammen Musik zu machen“, meint er. „Es gibt zu viele Bands da draußen, die einfach langsam verschwinden. Bis jetzt sind wir immer noch der Hammer auf der Bühne und haben nie mittelmäßige Musik veröffentlicht. Ich denke, das ist das Wichtigste. Die „Zukunft“ besteht oft aus nichts als Hoffnung und Erwartungen und falschen Versprechungen. Davon lasse ich mich lieber fern. Ich bin in keiner Weise pessimistisch, ich versuche nur, das zu schützen, was wir geschaffen haben. Es geht mehr um das Gesamtvermächtnis als um kurzfristige Ziele und Erfolge.“
Mantar’s 2022 LP, Pain Is Forever and This Is The End, saw the German duo bring a sonic richness to their madly heavy blackened death-punk grooves, assisting the record to its position at #2 on Germany’s Official Top 10 album chart. The record added smoother, calmer, more harmonic textures to Mantar’s expanding palette, but on 2024’s Post Apocalyptic Depression, Mantar smash the palette and punch a hole in the canvas.
„We wanted to do EVERYTHING different from the last album,“ affirms Hanno. „The last album was very produced. A huge sounding record, clean production. Display of power. That was what we wanted and felt at that time. Now we are trying to destroy what we’ve built up with the last album. There is a certain beauty in disappointing people’s expectations.“
One earful of monster-grooving punk’n’roll opener Absolute Ghost confirms that disappointment is an implausible reaction to the wildly energised righteous blood-shakers assembled here. Mantar have already eaten up the road all over Europe, the US, Japan, Latin America, and South Africa, as well as all the major European festivals and American festivals, but these tunes are destined for especially visceral live connection.
The ethos is clear from the first two words Hanno uses to describe the recording process: „Quick and dirty. We didn’t even bring our own gear to the studio, and just used the equipment that we would find there. There was zero planning involved in the making of this album. We wanted to keep it as primitive as possible. We were more bold this time and literally cut any shit off the songs that we didn’t think was necessary. I think you can hear that playing these new songs is more fun. I feel very connected with my punk roots on this album. Very punk rock production and next to our first album definitely the most raw sounding one.“
Further reconnecting Mantar with the spirit of their 2014 debut Death by Burning, the new front cover is again painted by renowned artist Aron Wiesenfeld, whose haunting aesthetic lends the band such distinctive and striking visual impact. It feels like a band coming full circle, drawing to a close the first ten years of Mantar. „It feels like 100 years to be frank,“ Hanno admits. „Neither of us ever thought the band would even get that old. This is the fifth album, which is beyond crazy as we always had a pretty punk rock mentality where we never made any long-term promises. We of course always try to write the best material we can, but for this album the focus was more to transport a certain vibe and atmosphere rather than desperately trying to write a perfect song. I took us back to the making of our first album ten years ago, which is considered a modern classic by some people today. I am convinced that is not only due to good songs but mostly due to an attitude.“
That snarling attitude spits out of the speakers on beautifully titled smash-and-grab volleys like Church of Suck, Rex Perverso and Axe Death Scenario, written in far closer collaboration than is the norm for a two-man band living on different continents (Hanno in America, Erinc in Germany). This, and the super-focused speed of the recording, seemed to act as an emollient corrective after the highly stressful process of making Pain Is Forever… two years ago. „It was the worst time and experience we have had as a band and as friends so far,“ recalls Hanno. „The band almost broke up during the making of the last album. So, this album was more some sort of spiritual healing. As a band and as friends. Without any serious plans we wrote twenty songs in a just a couple of days. Some good, some awesome. So, making this record saved our asses, the band and maybe even more than that.“
Hanno provides some useful pointers to the new material’s sound and attitude when asked which records both bandmates agree are the gold standard. Among others, Hanno cites The Jesus Lizard’s Liar, The Melvins‚ Stoner Witch, Nirvana Bleach, Mudhoney Superfuzz Bigmuff, and L7’s Hungry for Stink – many of whom were saluted on Mantar’s lockdown-spawned covers LP Grungetown Hooligans II. This time though, Hanno opted not to mine the lyrical tropes of real-world trauma, social ills, and psychological turmoil – a merciful decision for his own mental health.
„I was lucky enough to distance myself again from the downward spiral I’ve been trapped in for the last years caused by a new quality of insanity the world has to offer,“ Hanno reveals. „It’s not that I became numb, or at least not completely, but I had zero desire to counteract the world’s madness in any way, especially not with ‚lyrics‘ from a rock band. It’s the old game, just open your eyes and lock up your heart and write down what you see. I have no mission to change this world via my band. Maybe I can do that on a personal level, but I have no hope to have any impact on people’s thoughts and minds. People seem to refuse to learn. It’s a circle. Maybe it’s supposed to be this way. Also, why should they learn, especially from ME? Long story short: I was able to get back to my comfort zone and therefore in a weird mindset to write lyrics which cannot be understood as political even with plenty of imagination. I am back to just weird shit basically. Personal thoughts, observations, and just good old fashioned grim fun. I have no desire to spread a certain agenda, message or ‚teach‘ people a lesson. The arrogance of bands doing so is hard to take. I don’t wanna be one of them. Also, I don’t judge. I report. That’s all.“
As for that intensely full-on title, Hanno defines Post Apocalyptic Depression as „the feeling you get after a mass hysteria. The feeling you get once you invested all your power in a mass hypnosis and suddenly realize there won’t be no salvation. Also, it refers to a very one-dimensional and basic human feeling we all know. Being just burned out after a very tedious and exhausting period of life. Post Apocalyptic Depression also can be taken as the insight that people just refuse to learn. Besides that, it’s a damn catchy and cool name for an album that sounds exactly the way these words sound.“
Asked about future ambitions, Hanno is pragmatic. „The band might stick around for a bit, as long it’s fun to play shows and play music together,“ he reckons. „There are too many bands out there just slowly fading away. So far, we are still killing it on stage and never put out mediocre music. I think that’s the most important thing. The ‚future‘ very often is nothing but hope and expectations and wrong promises. I’d rather stay away from that. I am in no way pessimistic, I’m just trying to protect what we have created. It’s more about the overall legacy than short-term goals and achievements.“