Fast Forward 02/2023 – Mit Vollgas durch die Neuerscheinungen

Heute dabei: Statues aus Schweden, Screamin‘ Demons aus Italien, Jestress aus Deutschland / Österreich, The Way of Purity aus Schweden, Crownshard aus Italien

Statues aus Schweden – Post-Punk / Rock – „Black Arcs Rising“ – 05.05.23

„Der Titel warnt vor schlimmeren Zeiten. Schwarze Bögen sind in einem Diagramm zu sehen, aber es kann auch bedeuten, dass sich schwarze Bögen aus dem Boden erheben, die vor schlimmeren Zeiten warnen. Unsere Texte sind oft zufällig prophetisch. Die letzte Platte „Holocene“ hatte einen Song namens „Lockdown“ und dann kam die Pandemie. Die Texte sind wie gewohnt von der dunkleren Sorte, aber es gibt auch eine Art schwarzen Humor in der beschriebenen Absurdität. Wenn Sie es falsch machen, werden die Dinge zur Hölle gehen und deshalb muss vor dem Wahnsinn gewarnt werden, der existiert. Es mag bereits zu spät sein, um die Welt zu retten, da die Weltuntergangsuhr kurz vor Mitternacht steht, aber indem wir auf die Absurditäten der Umweltzerstörung, des Konsumismus, des Kapitalismus, der Annexion anderer Länder und der mangelnden Bereitschaft, das Verhalten zu ändern, hinweisen, tun wir, was wir können, um Veränderungen zu fördern.“

Schöner kann man den lyrischen Teil kaum beschreiben. Schon der Opener „Underground“ macht viel Spaß und gute Laune, was ja offensichtlich nicht der Sinn des Albums war. 32:24 min Mittelfinger hoch bzw. den Mahnfinger erhoben durch die Gegend wedeln. Mit „Agony“ wird ein Yung Lean-Cover abgeliefert – „So many lies that I found, Blood, Heaven, I stick to the ground so many times I realized what I seek for is right in front of my eyes…“ und das sogar in ziemlich guter Interpretation. Dieses Album spricht einfach die Old-School-Punk-Fraktion in mir an, so bisserl Run DMC mäßig, nur halt rockiger. Scheiß auf Klickzahlen und Verkaufszahlen, hier merkt man den Bock auf Musik in jedem Ton.

Quelle: C Squared Music


Screamin‘ Demons aus Italien – Metal – „The New Era“ – 19.05.23

3 ehemalige Mitglieder der legendären italienischen Metalband Death SS (benannt nach dem Namen des Sängers – In Death of Steve Sylvester – der Tod seines alten Ichs und dessen Wiedergeburt als Entität in der Band) entschließen sich, etwas Neues anzufangen. Und so beginnt „The New Era“.

„The New Era“ öffnet eine Tür in die Zukunft des Metals, ohne den Sound unserer Wurzeln zu verlieren. Songs wie „Dark Side“, „Green Fly“ oder „Enlight“ sind ein perfektes Beispiel für den Screamin‘ Demon’s-Sound, sehr kraftvoll und melodisch zur gleichen Zeit.“ sagt der Bass (Andy Barrington).

Bei „Darkside“ fällt dieses kleine dunkle Stimmchen positiv auf, ihr werdes es am Anfang kaum wahrnehmen, aber dann setzt es sich durch. Auch „Enlight“ fesselt durch packende Vocal-Parts, sowie ausgewogenes Spiel der Gitarren (wunderschönes Gitarrensoli) und kraftvolle aber nie überdominante Drums. Die Italiener schnörkeln da kein Chi-Chi rein, sondern ballern einfach lupenreinen Power Metal aus den Boxen. Erfahrungspunkte bringen halt einfach einen Wissenvorsprung und die Herren haben definitiv ein Auge auf die Balance zwischen Lyrics und Instrumenten.

Kleine Screamings lockern „Green Fly“ ordentlich auf. Und hier wird auch mal ein härteres Riff geschlagen. Egal welchen Song ich anhöre, es nimmt mich mit. Als Erstling kann man das absolut nicht bezeichnen.

Quelle: Pure Steel Production


Jestress aus Deutschland / Österreich – Modern Metal – „Antinomy“ – 21.04.23

Gänzlich unbeleckt ist keiner der Mitwirkenden: Sänger/Gitarrist Daniel Fellner ist ebenfalls unter der Flagge von Seiler und Speer äußerst präsent und erfolgreich und haut auch noch Devastating Enemy am Start als Sideprojekt. Dem Mann wird nicht langweilig. Antonia zupft die Saiten bei den Salzburger Festspielen die 1.Geige beim Stück „Jedermann“. Chris Grabner verdrischt mit Leidenschaft Drums bei Artas und Seiler und Speer und blackelt ein wenig mit seinem Projekt Mynskh. Als Berliner ist Axel One (Bassist) ein wenig alleine, aber wer bei Placenta und We Butter The Bread With Butter in die Klampfe haut, der steht das durch.

„Eine Antinomie bezeichnet eine spezielle Art des logischen Widerspruchs, bei der die zueinander in Widerspruch stehenden Aussagen gleichermaßen gut begründet oder bewiesen sind.“

Auch wenn der Titeltrack „Happy“ ist, brennt einen das Intro erstmal einen Stempel drauf. Bei „Summits“ kommt mir irgendwie Trivium mit „We build to fall“ in den Hinterkopf. Stimmlich geht’s hoch und runter, sanft und träumerisch, kreischig und giftig-growlig kann er auch. Die Violine passt super und nein, wir haben hier kein Folk-Gedudel sondern knallharten Metal. Nix mit Kitsch oder so, einfach eine Akzentuierung des Gesangs.

„Guide Me“ nimmt ein wenig das Gas raus und ist damit ein guter Mittelpart, vorher machen halt die Riffs und Drums einfach wie ein Orkan alles platt. Für mich ein wenig eintönig auf die Dauer. Deshalb ist „Guide Me“ ganz super eingefügt. „Moonlight“ hat ein wunderbares Drum-Intro. Handwerklich weiß jeder was er/ sie zu tun hat.

Quelle: Sailor Entertainment


The Way of Purity aus Schweden – „The Order of The Deep Roots“ – Melodic Death – 26.05.23

„Das Ziel des Album ist ausschließlich Mitglieder zu finden, welche vegan sein müssen und eine Neigung zu magischen Künsten und Ritualen haben.“ Scheiß auf Erfolg, Schützt die Natur und die Tiere. – Kann man machen, finde ich nur recht kurz gedacht. Tierschutz muss sein, das streite ich nicht ab. Jedoch eine persönliche Ideologie auf andere übertragen zu wollen, ist wie aus Morgenmuffeln Frühaufsteher zu machen. Aber wir sind ja nicht hier um über individuelle Denkweisen zu streiten, hören wir mal in die Scheibe rein. 9 Tracks mit durchschnittlich 3-4 min warten auf uns.

Ich hatte jetzt echt so ein bisserl andere Vorstellungen was mich erwartet und bin positiv überrascht, was TWOP hier abliefern ist hochwertige produziert und hat nichts mit Erziehungsmaßnahme zu tun.

Mit „This Is Not The World You Want“ als Opener erwartet euch ein reines Instrumentalstück. Die weiblichen Vocals kommen bei „The Red Hering“ kraftvoll und doch sanft rüber. „Hearthshattering“ – Herzzerreißend ist klanglich genauso umgesetzt und ist ein Verbildlichung von Schmerz – ein Schrei für das Leben. „We fight for your life“ – passender kann man das Album glaub ich nicht auf einen Punkt bringen, als „The Great Leveler“ es ausdrückt. Der Einsatz von einem Saxophon ist im ersten Moment recht ungewöhnlich, passt aber perfekt in den Rahmen des Albums.

Mit „This Is The World You Deserve“ schließt sich der Kreis. Wie man das auslegt, überlasse ich jedem geneigten Hörer selbst. Sind wir das Übel, welches Leid verursacht oder sind wir die Lösung, andere davor zu schützen? Das muss schlussendlich jeder für sich selbst entscheiden.

Quelle: WormHoleDeath


Crownshard aus Italien – „Awareness“ – Death Metal – 14.04.23

Die italienische Death-Metal-Maschine Crownshard kehrt mit einem Album zurück, das sich mit der Suche nach Bewusstsein befasst, die notwendig ist, um eine klarere und ausgewogenere Vision unserer Existenz in der Welt und des Lebens im Allgemeinen zu haben. Das Wort „Bewusstsein“ taucht in keinem Text auf, weil es metaphorisch verborgen ist, da das Bewusstsein in uns selbst verborgen ist. Die Texte handeln von Selbstmord, Rache, Versagen, Depression und Verderben, wiederkehrenden Realitäten der menschlichen Existenz, in denen das Bewusstsein wiederentdeckt werden könnte.

Fröhlicher Death Metal zum Sonntag mittag – auf gehts mit „There is Nothing Left“.

Schwerer dunkler Himmel / Über einem schwachen kalten Licht / Kriechende Leere, die unter den / Menschen verloren geht / Tausend leere Tage

Lyrisch gehts wie oben im Pressetext ans Dunkle in uns selbst. Vergessen, Angst, das Gefühl nicht dazuzugehören und so weiter. Depressionen im Textformat, keine Aussicht auf Besserung oder gar einen Hoffnungsschimmer in den Tiefen des Abgrundes, in welchem die eigenen Dämonen fröhlich auf Ausgang warten.

Too many injuries still bleed / and the older ones come back to me, / emotions weaved with apathy / burning my lost will

Schöner kann Death Metal doch gar nicht klingen. Passt auf die Trommelfelle auf, da gibts mächtig Lungenvolumen auf der Banshee-Skala. Alles schön im Bilderrahmen der Drums und Riffs, eingängig und hat einen leichten Black-Touch. „Mankind Has Failed“ kommt mit einem fast grazielen Gitarrensoli daher.

„Dein Weg war eine Täuschung“ hört keiner gerne. Doch manchmal führen auch falsche Wege / Umwegung zu einem Ziel und wie schon Buddha sagte: „Niemand rettet uns, außer wir selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir müssen selbst den Weg gehen.“

Quelle: The Metallist PR