Günther – Giftler, Gammler, Plattensammler
ein Buch von Andi Appel
Dies ist die Geschichte von Günther Holtschik. Kein Lexikon, keine Chronologie. Wir haben uns sehr um Authentizität und Genauigkeit bemüht. Sollten Erinnerungen und Fakten dennoch nicht immer hundertprozentig übereinstimmen, so bitten wir um Nachsicht.
It’s only Rock’n’Roll. But we like it.
Für die einen ist Musik einfach nur eine Abfolge an Tönen (meistens wird drüber gemeckert), aber für andere ist Musik eine Zeitmaschine: ein Lied und schwupps ist man wieder xx-Jahre und fiebert aufgeregt seinem ersten Konzert entgegen, oder erinnert sich an den ersten Kuss bei einem bestimmten Lied, oder flennt los, weil einfach Bilder im Kopf auftauchen. Unser Protagonist fiebert ähnlich seinem 18. Konzert der Stones entgegen und ist einfach glücklich. Die Macht der Musik eben – oder wie Andi sagt: Ein treuer Freund in schweren Zeiten, ein Licht der Hoffnung in dunkler Nacht.
Wer ist Günther Holtschik? Für uns, welche nicht im Nachkriegs-Wien aufgewachsen sind, ist der Name so gut wie jeder andere. Aber fangen wir am Anfang an.
Wien nach dem Krieg ist sicherlich kein angenehmer Ort um aufzuwachsen, aber auch nicht besser oder schlechter als anderswo zu dieser Zeit. Mit Eltern, die jeden Tag kämpfen, sucht sich der Buab halt eine Beschäftigung und diese wird im Laufe seines Lebens zur Besessenheit – Musik.
Liebevoll führt uns der Autor durch die Stationen eines nicht mehr vorhanden Wiens: Orte, die mittlerweile einbetoniert und vergessen wurden. Es ist ein Szene-Bild mit Porträts von Menschen und vor allem ein Streifzug durch das Erwachen der Musik, raus aus dem deutschen Einheitsbrei und rein ins Beatvergnügen. Lange Haare, Jeans, Miniröcke und verruchtes Lotterleben. Und es wird eine Reise durch ein Leben: angefühlt mit Erinnerungen, Rückschlägen und unendlich vielen Konzerten.
Es zeigt, wie sich die Sitten und Einstellungen ändern, wie sich Menschen ändern (zum Guten oder Schlechten sei dahingestellt) und wie sich die Musik ändert. Wien ist halt anders – DAS könnte die Krone mal schreiben.
Und was dieser Mann an musikalischen Legenden, Sternschnuppen oder Kurzzündern erlebt hat … ich bin ends neidisch. Dank dem Buch habe ich tatsächlich mal ein wenig in der Mottenkiste gestöbert und nein, keine Schlaghosen, sondern eher alte Schätzchen der Musikgeschichte rausgekramt.
Und wenn ihr am 22.06.2023 in der Arena Wien seid, wenn dieses Buch das Licht der Öffentlichkeit erblickt, dann fragt einmal nach der Geschichte der Arena. Unglaublich, was an Herzblut da drin steckt und was verloren ginge, wenn es nicht aufgeschrieben worden wäre.