Reading Rock
Das Musik nicht immer nur für die Ohren ist, weiß ich seit den ersten Reviews, die ich seinerzeit in dem jährlichen Katalog von EMP geschmökert habe. Damals gab es leider nicht die Möglichkeit, sofort zu spickern worüber da geschrieben wurde. Heutzutage ist das alles viel einfacher geworden. Man kann sogar Bücher nach Hause bekommen, per Mail! Hexerei und für mich faule Socke extrem wunderbar.
Die Reading Rock Reihe ist mittlerweile eine kleine Institution in Österreich. Viele Musiker und Autoren haben jetzt Ihre Federn zusammengelegt und einen bunten Strauß Geschichterl zusammengestellt. Wer jetzt denkt, Buchkreise sind nur für Greise, liegt bzw. liest voll falsch.
Von angewandter Anarchie bis hin zu seriösen Gebaren werdet ihr alles finden, und gleichzeitig eine persönliche Zeitreise erleben.
Sie weinen, nicht ich. Doch! Dank Barbara sitz ich hier und fühle. Und ich mag Nora Jones noch nicht mal. Aber auch das schaffen Worte, Gefühle und Bilder, Erinnerungen. Wisst Ihr noch, die Zeit, als man sich bei dem DJ Songs wünschen konnte? Das gabs auch im Radio und das war lange vor „Despacito“. Und wenn der werte Herr (es waren meistens Männer) geneigt war, dann wurde euer Wunsch erhört und ihr habt vor dem Recorder gesessen und es aufgenommen. Ist wie Handy-Videos, nur das man die kein zweites Mal rauskramt.
Es gibt die irrsten Annahmen, ob Elvis oder andere Größen der Musikbussi-Gesellschaft in irgendwelchen Altenheimen dahinvegetieren, darüber gibt es sogar Horrorfilme. (Bubba-Ho-Tep, falls es irgendwen interessiert). Aber was wäre wenn Lemmy in einer Gartendatscha mitten im schönen Auenland ähm Weinviertel sein Altersdomizil aufgeschlagen hätte? Kleine Seitenwatschen für andere Musiker sind wirklich absichtlich und nicht aus Versehen.
Wer mit Wortspielereien und dem Schmäh nüx anfangen kann, sollte dringend daran arbeiten, das gefälligst ernst zu nehmen. Hier wird über ernste Sachen gesprochen, und Lächeln hat noch lange nix mit Lächerlichkeit zu tun. Also lächel’s gefälligst!
Und doch fühle-lese-fühle ich bei einigen Geschichten die Ernsthaftigkeit hinter dem Schabernack, die Vergänglichkeit der Zeit und ganz viel Nostalgie ohne kitschig zu werden. Musik verbindet nicht nur Gehirnhälfte, auch Menschen (selbst Geschwister, manchmal) und egal worüber man sich streiten könnte, Geschmack ist wandelbar. Was heute in und top, ist morgen hin und uninteressant. Haaaah, erwischt. Das gilt nur für Mainstream. You never to old to rock, Baby!
I hob ja eh a Hang zum Nachbarland und daher sag nicht ich das Schlusswort zu diesem Buch. Sondern ein Einheimischer: „..So wie dein Wasser talwärts rinnt, unwiderstehlich und so hell, fast wie die Tränen von an Kind, wird auch mein Blut auf einmal schnell…,“ (Reinhard Fendrich – I Am From Austria) Schon sehr romantisch diese Österreicher, wenn’s net granteln.
Servus sag i und leiwand!
Ein fettes Merci an dieser prägnanten Stelle an den Gordon McMichael und an den Andi Appel. Ohne die zwo Lausbuben würde es weder die Reading-Rock noch so wundervolle Bücher geben.