Silverships – „Kingdom Of Decay“
Zusammenfassung
Band: Silverships
Album: „Kingdom Of Decay“
Datum: 22.11.2024
Label: Tonzonen Records
Genre: Stoner / Desert Rock
Land: Deutschland / Hamburg
Order: HIER
Quelle: Creative Eclipse PR
Cover und Tracklist
01. Kingdom Of Decay
02. Beast
03. Nevermore
04. War Is Over
Die vier Songs der Silverships-Debüt-EP „Kingdom Of Decay“ umfassen alle Musikstile, aus denen die Band ihre Inspiration schöpft. Der Desert Rock der 90er und 2000er Jahre bildet das Fundament des Trios. Viele Spuren von Queens Of The Stone Age finden sich in den Songs. Auch die schweren Passagen wecken Assoziationen an Kyuss. Auch Soundscapes von Pink Floyd aus den 70er Jahren tauchen immer wieder auf. Auf leichte Psych-Pop-Momente der frühen Tame Impala folgt eine dichte und düstere Atmosphäre, die den Vibe von The Doors einfängt – und auch gut als Soundtrack für einen Film funktionieren würde, der noch gedreht werden muss.
Neben opulenten Arrangements und abwechslungsreichem Songwriting zeichnet sich die Band vor allem durch ihre Liebe zu B-Parts aus, die ihre Songs stets mit einem Ausrufezeichen beenden. Hauke Albrecht ist der Mann hinter der kraftvollen Inszenierung. Mit Mountain Witch produzierte er den letzten größeren Stoner-Export aus Hamburg. Für das Artwork konnte die Band Benjamin Nickel von BEWITCHED Graphics gewinnen, dessen psychedelische Werke zum Beispiel auch schon auf dem Reeperbahn Festival zu sehen waren.
Der Opener „Kingdom Of Decay“ beginnt sanft. Die hypnotische Bassline von Bassist Jan Gehrmann schwebt über den flauschigen Groove-Teppich von Schlagzeuger Tim Schröter, dann kommt Nils Kocks eingängige Leadgitarre hinzu. Sein samtiger Gesang erzählt eine Geschichte der Vergänglichkeit. „Und ich habe sie nie wieder gesehen, nie wieder gesehen“, heißt es im Refrain. Junge trifft Mädchen? Ein einmaliges Rush-Erlebnis? Nach dem zweiten Refrain nimmt die Härte des Songs zu: Riesige Fuzz-Gitarren nehmen die Bassline auf und laden zum dezenten Headbangen ein. Nachdem die Lead-Fanfaren und das bluesige Solo verklungen sind, erhellt ein Melloton den Song und das Basisriff kehrt zurück, dreht sich, beschleunigt, hebt ab. Die Hook aus dem Intro gleitet ein letztes Mal durch den Raum, bevor ein Stoner-Rock-Bulldozer durch das Outro rast.
Der zweite Song heißt „Beast“ – und so klingt er auch. Schwerer Stakkato-Beat trifft auf dystopisch-orientalische Gitarrenlinien, Josh Homme trifft auf Ennio Morricone. Der Text beschäftigt sich mit dem „Beast Mode“ als Schutzschild gegen die ewige Angst. „Take the wheel and drive / Get me out of here alive“, fleht der Refrain. In der Mitte des Songs explodiert der B-Teil in den Song. Ein doomiges, düsteres Riff in einem Hin und Her mit fast metallischen Gitarren. Schreie, Zischen und Gemurmel. Plötzlich wird alles ganz still, bevor ein wütendes Solo die Stille durchbricht und die Band zum finalen Abriss ansetzt.
Track Nummer 3 „Nevermore“ beginnt als klassischer, fast konventioneller Stoner-Rock-Song. Rhythmusgitarren und Bass schieben im Unisono ein einfaches, effektives Riff über einen rollenden Beat. Der Refrain begeistert mit starken Kontrasten: Auf der einen Seite die hymnische Melodie, auf der anderen ein apokalyptisch aggressiver Drumbeat. Die Texte handeln von dem Dämon der Angst, der einen erst marschierenden, dann explosiven Exorzismus erlebt. Das Outro bringt den Song zu einem epischen Abschluss, der noch lange nachhallt und nachhallt.
Der vierte und letzte Song heißt programmatisch „War Os Over“. Es beginnt mit einem verträumten, psychedelischen Intro, bis sich die Band fröhlich in einem Groove einpendelt, der an Pink Floyd der 70er Jahre erinnert. Der Gesang zeigt eine andere Farbe im Silverships-Universum. Sehr leise, fast geflüstert, malen die Verse introspektive, hoffnungsvolle Bilder. Der Chor zeichnet sich durch große Chöre und elegische Melodien aus. Wenn der letzte Refrain verklingt, wird das musikalische Grundthema des Liedes Stück für Stück, Wiederholung für Wiederholung, zu einer immer größer werdenden Wand aufgebaut. Alles gipfelt in rauschendem Space-Rock, mit zwei Sologitarren, die sich ineinander verflechten und schließlich die EP mit einer großen Geste prog-artiger Kaskaden beenden.
Alles in allem ist Silvership’s „Kingdom Of Decay“ ein überraschend ausgefeiltes Debütalbum. Es werden keine Räder neu erfunden, sondern viele verschiedene Einflüsse und Referenzen zu einer sehr harmonischen und überraschenden Kombination verwoben. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche, aber dennoch homogene Debüt-EP, die den Hörer neugierig auf das macht, was als nächstes kommt.