Behind the Spotlight – Menschen hinter der Musik – 00/24 (Daniela Adelfinger)

Diese Interviewreihe wird ein Licht auf die Menschen werfen, welche sich freiwillig in die Massen stürzen um gute Shoots zu liefern, Stunden Ihrer Zeit damit verbringen die Musiker zu unterstützen, und das meistens kostenlos.

Photographin – Daniela Adelfinger

Vor laaanger Zeit habe ich einen ruhigen Wirbelwind mit einem ausdauernden Zeigefinger auf dem Abzug, mitten in einem Konzert getroffen. Wir kamen ins Plaudern und seitdem stolpern wir häufiger übereinander. Was uns vereint: die Liebe zu Musik und Zahlen. Was ich an ihr bewundere: ihre Ruhe, Kompetenz und Freundlichkeit im Graben. Und was sie an Output in hervorragender Qualität abliefert.

Intro

Jeder hat seine Story, wie er / sie im „Muskzirkus“ gelandet ist. Was ist deine Geschichte?

Erst einmal vielen Dank für die Einladung zum Interview und Deine netten Worte! Wo fange ich an? Ich habe schon als kleines Kind sehr gerne fotografiert, dazu kamen großes Interesse an Musik und auch Unterricht auf Orgel und Klavier, später habe ich noch eine Weile Gitarre gespielt. Eins meiner ersten Livekonzerte waren U2 im Münchner Olympiastadion – ich war 15 und großer Fan der Band – und schon damals wünschte ich mir nichts sehnlicher, als Musiker auf Bühnen fotografieren zu dürfen. Konzerte haben so eine besondere Atmosphäre, sind ein Ausflug in eine andere Welt, abseits vom Alltag.

Es hat dann noch viele Jahre gedauert, bis ich mich auch nur annähernd traute, meinem Kindheitstraum zu folgen. In den 2000ern lernte ich durch Zufall eine Band kennen, für die ich fortan News schrieb, Übersetzungen machte und die Website pflegte. Ein paar Jahre später fasste ich schließlich den Mut, mir eine Spiegelreflex für Anfänger zu kaufen und es zu versuchen. Die ersten Fotoresultate waren auch entsprechend scheußlich ;-). Das ist nun ungefähr 15 Jahre her.

Woher kommt deine Leidenschaft für Musik?

Von meiner Mama, die ebenfalls als junges Mädel ihr gesamtes Geld in den Plattenladen getragen hat ;-). Sie ist nun über 80 Jahre alt und manchmal begleitet sie mich, wenn ich fotografieren gehe. Ich bewundere sie für ihre Coolness, so möchte ich in dem Alter auch sein!

Zur Passion Photos

Was hast du für eine Ausrüstung?

Zwei Canon Vollformat, Spiegelreflex, Canon 5D MK III und IV mit Canon-L Objektiven (24-70 mm und 70 – 200 mm, jeweils F2.8), das reicht für so gut wie alles. Ein 2x Konverter steht noch auf der „zu kaufen“-Liste.

Du arbeitest für einige Metalsites (Deaf Forever, Rock Hard and Rock It!, etc). Wie kam es dazu?

Ich musste viele Irr- und Umwege gehen, um letztlich einen festen Platz bei einem Magazin zu finden, das lag zum größten Teil an meiner damaligen eigenen Unsicherheit, aber nicht selten auch an der Unzuverlässigkeit der jeweiligen Ansprechpartner:innen. Ich wollte immer was „Eigenes“ machen, unabhängig sein, nicht mit 25 anderen Fotograf:innen klären oder auch noch herumstreiten müssen, wer was fotografiert, das ist nicht mein Ding. So kam ich 2017 zu Weil’s Rockt, wir waren nur zu dritt und haben uns angefreundet. Hier konnte ich nun endlich tun und lassen, was ich gerne wollte und habe das Magazin weiter mit auf- und ausgebaut. Mittlerweile haben wir uns ein bisschen vergrößert, die Absprachen und Abläufe klappen prima, fast jeder von uns hat andere Präferenzen. Weiter soll das Team jedoch nicht wachsen, die Stabilität ist uns wichtiger.

Mit den Jahren kamen für mich noch einige „Springerplätze“ als Fotografin hinzu, z.B. für Metal Hammer und den Verlag Nürnberger Presse. Zudem arbeite ich für die Nürnberger Veranstaltungsreihe „Rock Over Franken“, welche im altehrwürdigen Nürnberger Hirsch (mein Lieblingsvenue) Shows von Tribute-Bands organisiert.

Auch wenn es abgedroschen klingen mag: Ich bin jeden Tag dankbar für meine Möglichkeiten, für liebe Menschen und nette Kontakte, und für meinen Partner, der mich immer unterstützt und mir bei passender Gelegenheit in den Hintern getreten hat. Denn der O-Ton aus meinem Umfeld, als ich damals anfing, war „Lass es, das schaffst Du eh nicht!“

Was macht für dich den Unterschied zwischen eigenständig arbeiten gegenüber für eine Agentur / Webiste / Printmagazin unterwegs zu sein?

Ich arbeite eigenständig für Weil’s Rockt aber auch ab und zu für Printmagazine und Websites, da besteht für mich kein großer Unterschied. Die Arbeit bei einer Agentur wäre vermutlich eher nichts für mich, da hier oft Vorgaben gemacht werden, was die Art der Bildbearbeitung angeht.

Du kommst in Kontakt mit vielen Photographen und Künstlern. Gibt es einen / mehrere welche du bewunderst für Ihre Arbeit / Kreativität?

Fotografisch habe ich kein Vorbild, ich wollte gerne meinen eigenen Stil entwickeln, was mir hoffentlich gelungen ist ;-). Dennoch gibt es viele Fotograf:innen, deren Bilder ich schätze und mag.

Und dann sind da noch zwei Musiker, welche ich sehr bewundere, der eine ist Rob Halford, der es nach so vielen Jahren immer noch vollbringt, mit Judas Priest geniale Alben zu veröffentlichen und tolle Liveshows zu spielen. Der andere ist Tobias Forge von Ghost, der sich mit seiner Band seinen Kindheitstraum verwirklicht hat, trotz seiner Introvertiertheit, der nerdigen Art und Musik. Da fühle ich mich irgendwie daheim und angesprochen. Ich bin seit vielen Jahren Ghost-Fan und hoffe sehr, dass der mittlerweile große kommerzielle Erfolg der Kreativität nicht schadet.

Würdest du irgendwann mal (wenn es ruhiger wird) einen Blog oder ein Buch über deine Erlebnisse schreiben?

Nein, denn ich habe gar kein Talent zum Schreiben. Aber ich rede ab und zu ganz gerne, vielleicht ein Podcast? (Anm.d.Red.: DAS wäre cool!)

Was ist / war der größte Faux pas, welchen du im Graben miterlebt hast? Und was sollte man dort beachten?

Ich habe im Eifer des Gefechts einmal aus der ersten Reihe einen Becher Bier über die Kamera gekippt bekommen. Es ging zum Glück glimpflich und ohne Defekte aus.

Im Graben sollte man rücksichtsvoll und kollegial vorgehen, auf die anderen achten, Geschubse und Gedrängel sind fehl am Platz. Man duckt sich, wenn man vor Fotokolleg:innen hergeht, damit man diesen nicht ins Bild läuft. Leute, die sich vor einen stellen (obwohl man selbst einen halben Meter kleiner ist), kann ich gar nicht leiden. Und man hält anderen auch nicht die Kamera oder gar das Handy in die „Schusslinie“.

Wer steht noch auf deiner „To-Knips-Liste?

U2, ich würde mich sehr darüber freuen, weil es praktisch die Band war, die meine Musikleidenschaft so richtig angefeuert hat.

Fragen aus Neugier

Du hast einen Output, welchen meine Freundin Antha so definiert: Ein ordentlicher Dachschaden hilft auch dabei. Wie schaffst du das?

Deine Freundin hat Recht ;-). Meine Fotografie ist mein Herzblut und Lebenselixier. Und meinen Kindheitstraum verwirklichen zu können, ist sowieso etwas ganz Besonderes für mich. Das macht es eigentlich ganz einfach.

Zu unserer Arbeit gehört ein großer Batzen an Organisationstalent und Zeitmanagement. Ist Disziplin ein unabdingbarer Bestandteil deiner Person?

Auf jeden Fall, ohne eine große Portion Disziplin ginge das nicht. Meine bessere Hälfte und ich sind ein sehr gutes Team, wir teilen unsere Aufgaben zuhause so ein, dass möglichst alles klappt und jeder zufrieden ist. Und mein Arbeitgeber legt großen Wert auf die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, das sind sehr gute Voraussetzungen.

Die meisten Photographen schreiben nicht und nur wenige Redakteure knipsen. Warum schreibst du nicht? Oder habe ich da etwas übersehen?

Mein langweiliges Geschreibsel würde keiner lesen wollen, ich habe überhaupt kein Talent für Konzertberichte. Außerdem fällt es mir sehr schwer, die passenden Formulierungen zu finden, ich bin halt ein Mensch der Zahlen (und Bilder). Da bleibe ich lieber bei meinen Fotos: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte ;-).

Welche Fehler würdest du heute nicht mehr machen, welche dir am Anfang unterlaufen sind?

Das ist schwer zu sagen, denn damals hatte ich nicht die Erfahrungen von heute. Aber mit der Erfahrung von heute würde ich mir definitiv mehr zutrauen, weniger zögerlich sein und Chancen, die sich bieten, schneller ergreifen… und weniger auf Leute hören, die mich entmutigen wollten.

Vielen lieben Dank das ich dich nerven und löchern darf.

Ich bedanke mich für die Möglichkeit ein bisschen was über mich zu erzählen. Bleibt so, wie Ihr seid und macht Euer Ding!

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