Behind the Spotlight – Menschen hinter der Musik – 02/24

Diese Interviewreihe wird ein Licht auf die Menschen werfen, welche sich freiwillig in die Massen stürzen um gute Shoots zu liefern, Stunden Ihrer Zeit damit verbringen die Musiker zu unterstützen, und das meistens kostenlos.

Photograph & Zine-Inhaber: Daniel Kählke von Headbangerz Magazine

Daniel und ich haben uns vor vielen Jahren getroffen, wo? Natürlich auf einem Konzert. Er ist immer gut gelaunt, auch morgens nach/vor dem Festival (ich hasse Morgenmenschen) und kann einen aufheitern, selbst wenn einem der Kameragurt die Luft abschnürt. Unkonventionell und jenseits jeglicher Ego-Trips, stets hilfsbereit und großzügig mit seiner Zeit und Geduld,.

Intro

Hi Daniel, jetzt hab ich schon etwas zu dir gesagt, jetzt bist du dran. Stell dich einfach mal kurz vor.

Ja Servus, das ich Daniel heiße wisst ihr nun schon, ich bin 1991 geboren und von klein auf sowohl
Fotografie, als auch Musik begeistert. Beides hat mehr oder weniger durch meinen Vater angefangen. Wobei ich in beiden Fällen dann etwas „extremer“ wurde wie er. Seit etwa meinem elften Lebensjahr bin ich mit der Rock / Metal Szene verwurzelt. Was dazu führte das ich selbst angefangen habe (Hobbymäßig) Bass und Gitarre zu spielen. Irgendwann habe ich dann meine Leidenschaften, Musik und Fotografie, kombiniert.

Wie bist du in die Musikbranche geschliddert?

Nun, 2015 habe ich begonnen meine Fertigkeiten in der Fotografie immer weiter zu verbessern und
irgendwann kam es für mich zur logischen Konsequenz diese auch im Bereich der Konzertfotografie zu
nutzen. Das war dann 2017. Das erste Konzert was ich als akkreditierter Fotograf bestreiten durfte, war dann auch das, wo wir uns kennengelernt hatten. Im Grunde war es aber auch Zufall, das ich in diesem Bereich unterwegs bin, denn hätte ich damals nicht die Gelegenheit bekommen gleich mehrere Konzerte
hintereinander zu fotografieren, wäre ich wohl heute nicht Teil von dem Circus. Im gesamten hat es aber
auch einfach mit viel Arbeit zu tun. Insbesondere in den ersten Jahren habe ich so gut wie alles
mitgenommen was geht. So konnte ich mir Stück für Stück einen kleinen Namen aufbauen, der dazu führte das ich auch Heute noch aktiv bin.

Was war / ist dein Ziel mit „Headbangerz Magazine“?

Der ursprüngliche Gedanke war schlicht und ergreifend bessere Chancen zu bekommen eine Akkreditierung zu erhalten. Ziemlich banal, aber ich wollte auch nicht bei einem Magazin anfangen, wo mir gesagt wird welche Bands ich fotografieren soll und auf welche Konzerte ich nicht komme, weil jemand anderes hingeschickt wird. Ich bin lieber mein eigener Chef. Natürlich wollte und will ich auch die verschiedensten Bands, welche ich vor die Linse bekomme, präsentieren. Es gibt so viele zu entdecken. Daher hab ich auch noch einige „Formate“ in Planung, aber da muss ich noch sehen, wie genau ich diese gestalten möchte.

Zur Arbeit

Welche Kamera benutzt du und was ist dein Lieblingsobjektiv?

Seit einer Weile bin ich komplett auf ein MFT (Micro Four Thirds) System umgestiegen. Meine beiden
Hauptkameras (Stand August 2024) sind zum einen die OM System OM-1 und die Olympus OM-D E-M1X.
Zusätzlich habe ich dann noch meine erste MFT, die Olympus OM-D E-M1 Mark III. Ich habe von Anfang an es bevorzugt auf Konzerten mit zwei Kameras unterwegs zu sein, so spare ich mir den Objektivwechsel und kann zu jeder Zeit die passende Brennweite nutzen.

Schwierig zu sagen, welches Objektiv mein Liebling ist. Habe ein paar sehr gute, welche ich ständig und
gerne nutze. Am meisten Spaß habe ich aber wohl mit dem M.Zuiko 40-150mm 2.8 PRO und dem M.Zuiko 60mm 2.8 Macro. Wobei ich das Makro nicht für Konzerte nutze.

Welche Musikrichtung ist dein bevorzugtes Jagdgebiet?

Im Bereich der Konzertfotografie bevorzuge ich am Ende des Tages am ehesten Heavy- und Power Metal.
Das aus einem einfachen Grund, es gibt eigentlich immer ordentliches Licht. Außerdem ziehen viele Bands
in diesen Genre auch meist eine „richtige“ Bühnenshow ab, was natürlich dann tolle Motive ergibt.

Ansonsten bin ich persönlich eher in den Bereichen Thrash- , Death- und Pagan Metal unterwegs. Welche
fotografisch manchmal ein Glücksspiel darstellen. Viel Bewegung, aber oft nur schwaches Licht.

Du stehst sehr oft im Graben, wie schaffst du das Pensum?

Vor einer ganzen Weile war das Pensum sogar noch höher, das habe ich reduziert und mir selbst Regeln
aufgestellt, welche Konzerte ich überhaupt anfrage. Ich versuche z.B. immer mindestens einen Tag
zwischendrin frei zu halten. Das bedeutet dann aber auch oft, das ich das ein oder andere Konzert nicht
mitnehme, auch wenn ich die Bands mag. Für mich ist es aktuell so, das ich etwa 4 – 6 Konzerte pro Monat habe und das ist gut zu bewältigen. Manchmal sind es auch mehr, aber auch das geht ganz gut, solange ich es nicht übertreibe und anderweitig für Entspannung sorge.

Ist es einfacher eine eigene Website zu organisieren und zu befüllen, als bei einem bestehenden Magazine einzusteigen?

Für mich auf jeden Fall. Da ich seit jeher schon Technikaffin bin und auch zeitweise ein WebDesign &
Development Studium gemacht habe, ist es für mich recht einfach eine eigen Website aufzuziehen.
Organisatorisches stört mich nicht, würde ich fast schon als Hobby bezeichnen, da ich gerne im Voraus
plane und weiß was, wann und wie zu tun ist. Ich persönlich bevorzuge es auch selbstständig zu Arbeiten,
ohne irgendwelche Ansagen von anderen. So kann ich selber überlegen, für welche Veranstaltungen ich
nach einer Akkreditierung frage, ich muss nicht zwingend Texte schreiben etc.

Allerdings sollte man sich das auch gut überlegen. Zum einen heißt eine eigen Website natürlich auch
Kosten. Zum anderen muss man diszipliniert sein, schließlich ist man für alles dann auch selbst
verantwortlich.

Fängt man bei einem Magazin an, dann bekommt man die Aufgaben zugeteilt. Man hat
andere Leute die einen Großteil der Planung übernehmen, bzw. das Material einpflegen. Das ist für manche sicherlich dann einfacher. Am Ende eine persönliche Angelegenheit.

Der größte Faux Pas den Photographen im Graben machen können? Und was hast du schon für skurrile Dinge dort erlebt?

Konsequentes im Weg stehen, würde ich jetzt sagen. Je nachdem wie breit der Graben ist, nervt das schon
gewaltig. Klar, wenn viele da sind wird es einfach eng. Manche stehen aber im Weg und kapieren das noch nicht einmal. Jeder, bei denen die häufiger im Graben sind ist das üblicherweise auch so, sollte auf die anderen etwas Rücksicht nehmen. Alle wollen schließlich gute Fotos machen.

Mit das skurrilste war wohl eine junge Frau, welche mit Smartphone nur Selfies im Graben gemacht hat
(Während eine Band spielte). War auch so eine Kandidatin welche nur im Weg stand. Wie die da überhaupt hin gekommen ist, ist mir bis heute schleierhaft.

Als wir beide angefangen haben, waren irgendwie mehr Menschen im Pit. Mittlerweile habe ich das Gefühl, das die Handyfraktion mehr vertreten ist. Wie siehst du das?

Sehe ich ähnlich. Mir persönlich kommen zwar nicht so viele mit Smartphone unter. Meist sind die auch
durch eine Band drinnen. Es sind aber trotzdem weniger von uns an der Kamera da. Selbst bei Konzerten
wo sonst der Graben berstend voll war sind es jetzt vielleicht nur noch drei. Die Anzahl hat nach den Lockdowns abgenommen. Woran das aber liegt weiß ich auch nicht. Vorstellbar ist, das viele sich anderen
Hobbys zugewandt haben. Oder es wurde für einige schwieriger an eine Akkreditierung zu kommen, bzw. ein Magazin zu finden, welches sie aufnimmt. Ein paar der älteren haben auch aufgehört, bzw. stark reduziert was die Konzerte angeht. Nachwuchs sieht man eher selten, zumindest da wo ich üblicherweise unterwegs bin.

Du bist ja schon einige Jahre dabei. Wann bekommen wir mal ein Sammlung von „Geschichten aus dem Graben, welche ihr nie glauben würdet“?

Von mir wahrscheinlich nie. Dafür habe ich nicht genug zu erzählen. Meist bin ich so konzentriert das ich
meine komplette Umwelt nur als Schema wahrnehme. Für mich gilt dann nur der Blick durch den Sucher und das nächste Motiv das ich haben will.

Wenn du die Möglichkeit hättest ein großes Festival zu begleiten, wen könntest du dir als Partnerphotograph vorstellen?

Also hierbei werde ich keine Namen nennen. Es sollte aber eine Person sein, mit der ich gut harmoniere.
Das heißt zum einen, außerhalb des Grabens gute Unterhaltungen, im Graben aber höchste Konzentration
und den Willen, sowie auch die Fähigkeiten, starkes Bildmaterial zu bekommen. Ich denke, da könnten ein
paar in Frage kommen, aber da ich von Natur aus eher ein „Einzelgänger“ bin habe ich mir da ehrlich gesagt auch nie Gedanken drüber gemacht. Ich könnte mir auch vorstellen das es schwierig sein könnte zu entscheiden, wer zu welcher Bühne (Band) geht, wenn es Überschneidungen der persönlichen Interessen gibt.

Wie lang ist deine To-Knips-Liste noch? Oder hast du mittlerweile schon alle abgearbeitet?

So etwas habe ich gar nicht. Ganz am Anfang mal, das war aber eher eine Liste an Bands die ich einfach
Live sehen möchte, von fotografieren war da nie die rede. Im großen und ganzen freue ich mich einfach auf jedes Konzert, welches ich als Fotograf begleiten kann. Neue Herausforderungen, bzw. wenn ich eine Band schon ein paar Mal vor der Linse hatte, neue Eindrücke zu schaffen. Ich habe allerdings eine Liste angelegt mit Bands, welche ich bereits fotografiert habe. So kann ich dort auch schnell nachsehen, wie oft ich mir eine Band untergekommen ist.

Was fasziniert dich immer noch an Musik und bei welcher Band wirst du immer noch nervös?

Musik ist seit nunmehr 22 Jahren fester Bestandteil meines Lebens und so wie es aussieht, wird sich das
auch nicht ändern. Die Energie, wenn eine Band auf der Bühne voll aufdreht und merklich Spaß bei der
Sache hat ist immer wieder großartig. Hier und da stumpft man wohl mit der Zeit auch etwas ab. Man sieht und hört einfach sehr viel. Aber dem ganzen überdrüssig bin ich bis heute nicht.

In dem Sinne war ich eigentlich noch nie nervös vor einer Band. Bei meinem aller ersten Konzert kam
Nervosität auf, weil ich noch nicht wusste wie es sein wird, bzw. ob die Einstellungen die ich treffe passen
werden. Aber auch das legte sich nach spätestens der zweiten Band, als ich sehen konnte, dass das was ich mache passt. Egal ob kleine Underground Band, oder Gigant in der Szene. Sobald ich durch den Sucher blicke sind für mich alle gleich. Ich bin nur darauf fokussiert im Rahmen meiner Möglichkeiten starke Bilder zu kreieren.

Fragen aus Neugier

Bei der Website ist mir aufgefallen, das du zwar unglaublich viele Photos hast, aber deine Artikelanzahl rückläufig ist. Zeitproblem?

Ja, von Anfang an war es für mich schwierig die Zeit dafür zu finden. Ich bin nicht der beste Schreiber und
brauche recht lange Texte zu formulieren. Bei Konzerten hatte und habe ich da auch den Anspruch, genauso wie bei meinen Galerien, diese möglichst zeitnah zu veröffentlichen. Das klappt bei mir nicht. Bei einem Festival kann das auch schon mal ein paar Wochen dauern. Was aber für mich nicht schlimm ist, liegt ein ganzes Jahr zwischen dem nächsten Termin. Daher gibt es diese (fast) immer von mir. Vielleicht werde ich in Zukunft auch wieder mehr selber schreiben, das werden dann aber wohl eher andere Projekte, als Konzertberichte.

Was müsste man tun, um bei dir arbeiten zu können? (Falls es Interessenten gibt)

Also zunächst mal mich anschreiben / sprechen. In erster Linie gehört da nicht all zu viel zu. Wenn jemand
sehr gerne schreibt und Bock hat Konzerte in Textform festzuhalten ist das schon mal die halbe Miete.
Selbstständiges arbeiten ist mir sehr Wichtig. Ich laufe nicht gern irgendwem hinterher, dafür habe ich keine Zeit. Ich mache zwar dann auch einiges im Organisatorischen, aber zum Beispiel frage ich nicht ständig nach, wo wer hin will, das sollte man schon selber wissen. Spaß an der Sache sollte man natürlich auch mitbringen und es sollte nach Möglichkeit auch zwischenmenschlich gut funktionieren. Man sollte sich halt auch bewusst sein, das man das ganze eher als Hobby begreift.

Wenn jemand für mich fotografieren möchte wird es da schon schwieriger. Zum einen habe ich da meine
Mindestanforderungen in Sachen Qualität, zum anderen decke ich bereits sehr viel ab. Insbesondere im
Münchner Raum. Da hatte ich auch schon Anfragen von Leuten, die fotografisch überhaupt nichts
vorzuweisen hatten. Keine Ausrüstung, kein Portfolio. Selbst wenn man noch nie ein Konzert fotografiert hat, sollte man zeigen können, das man was an der Kamera drauf hat.

Wie ist es mit der Wertschätzung von Bands? Ist es dir wichtig Feedback zu bekommen oder machst du das alles für dich selbst?

Ich denke jeder freut sich über positives Feedback. Für mich ist das aber nicht so wichtig. Ich freue mich zu aller erst darüber, wenn ich selber sagen kann, das mir gute Aufnahmen gelungen sind. Mein „Ego“ ist auch groß und gesund genug, wenn ich gar keine Reaktion bekomme, was oft der Fall ist. Auf der anderen Seite habe ich auch schon von großen Nummern ein „Dankeschön“ bekommen, was einen dann doch etwas „Stolz“ macht. Am Ende sollte man Fotografie meiner Meinung nach in erster Linie für sich selbst machen.

Geht es einem nur darum Anerkennung zu bekommen, ist man hier falsch.

Was würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Mehr Zeit für meine Projekte „Headbangerz Magazine“ und „DKählke Pictures“. Bzw. im Allgemeinen die
Möglichkeit in meiner Leidenschaft mehr aufgehen zu können. Vieles, was ich mir so vorgenommen habe, ist auf der Strecke geblieben, weil die Zeit fehlt.

Das schlimmste Konzert ever / Das beste Konzert ever – und natürlich mit Grund.

Eine Frage, die ich persönlich hasse ^^ . Im Ernst, es ist schwierig zu sagen welches Konzert dieses oder
jenes war, wenn man bereits hunderte hinter sich hat.

Ich versuche es daher mal allgemeiner zu halten. Die besten Konzerte sind einfach die, bei denen alles
irgendwie passt. Gutes Licht, gute Show, gute Stimmung. Das macht dann einfach Spaß vor Ort, aber auch
dann das Sichten und Bearbeiten der Fotos, weil viel gutes Material dabei ist.

Die schlechtesten sind dementsprechend dann das genaue Gegenteil, wer hätte es gedacht. Und auch die
hatte ich schon zuhauf. Eine Band die sich nicht bewegt, kein Licht und ein Sound bei dem ich einschlafe.
Das finde ich dann immer sehr schade, weil es sich wie Zeitverschwendung anfühlt.

Lieben Dank für deine Zeit und das du bei diesem Projekt mitmachst. Wir sehen uns im Graben \m/

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