Dragony (DE)

Band: Dragony

Album “Hic Svnt Dracones”

Land: Österreich

Genre: Power Metal

Intro

Mit Siegfried lag der Bandname mit Verbindung zu gepanzerten Gezücht nahe. Wie wurde es Dragony?

Ursprünglich war der Bandname ja tatsächlich „The Dragonslayer Project“, eben auf Grund meines Vornamens. Es war auch als Studioprojekt gedacht, daher der etwas sperrige Name. Als sich dann aber bald abzeichnete, dass wir doch eher eine „echte“ Band werden, entschieden wir uns zu einem Namenswechsel in Zusammenhang mit dem Release unseres ersten Albums „Legends“. Und nach ein paar Überlegungen, und da es ja trotzdem ein „drachiger“ Name bleiben sollte, wurde dann eben – mit ein bisschen Augenzwinkern – schlicht „Dragony“ daraus.

Aus dem Studio-Project wurde eine der erfolgreichsten Power Metal Bands Österreich. Was fühlst du bei dem Rückblick auf fast 17 Jahre Bandgeschichte?

Hauptsächlich Überraschung würde ich sagen! Es ist echt ungewöhnlich, dass eine Band – gerade in Österreich – so lange existiert, da gibt’s wirklich nur eine Handvoll, die so lange oder länger dabei sind wie wir. Edenbridge, Visions of Atlantis, Belphegor, Summoning, Serenity fallen mir da ein… aber dann neigt sich die Liste auch schon bald dem Ende zu.

Insofern ist das für uns immer wieder überraschend, dass wir noch immer dabei sind, und mittlerweile unser fünftes Album an den Start bringen. Ebenso überraschend sind sicher einige der Shows und Touren, die wir im Laufe der Jahre absolvieren durften – von gemeinsamer Tour mit Gamma Ray über Auftritte bei Festivals wie Wacken, Nova Rock und sogar 70.000 Tons of Metal, bis hin zu unserer ersten Co-Headlining-Tour vergangenen Oktober durch Mexiko(!), kam schon einiges an surrealen Impressionen zusammen.

Wie ist es um eure Ernsthaftigkeit 3 Jahre nach “Viribus Unitis” bestellt?

Ich denke, um unsere Ernsthaftigkeit ist es so schlecht bestellt wie eh und je! Haha… also ich würde sagen, wir haben uns ja immer mit etwas Augenzwinkern gesehen, aber die Musik immer ernst genommen, und genauso sieht es auch bei unserem neuen Album „Hic Svnt Dracones“ aus, das aber sicherlich unser bisher opulentest produziertes Album ist, zumal wir diesmal für Mix und Mastering zu Genre-Gott Jacob Hansen gegangen sind, der uns wirklich einen erstklassigen Sound gezaubert hat. Ich denke daher, dass die neue Scheibe unser bestklingendes Album ist, und durch die stilistische Vielfalt bei den Songs auch vom Songmaterial her unser bislang bestes Album.

Über das Album

Wer hat das epische Albumcover entworfen und wer die zuckerbunte “Beyond The Rainbow Bridge” Darstellung?

Sowohl Album-Artwork als auch die Artworks für die drei Single-Releases stammen von Stan W. Decker, der ja derzeit im Power Metal-Bereich sehr gut beschäftigt ist. Er hat von uns ein paar Anweisungen zu den Ideen für Album- und Singles-Cover bekommen, und hat die wie ich meine ziemlich treffend umgesetzt. Das Artwork für „Beyond The Rainbow Bridge“ ist dabei wohl das allerpowermetallischste Artwork des Jahres geworden! (Anm.d.Red.: dafür wurde wieder ein Einhorn gemetzelt *seuftz*)

Thor vermöbelt die Midgard-Schlange. Warum ist die Edda so anziehend für Musiker?

Tatsächlich ist das Konzept unseres Albums und das damit verfolgte Ziel ein bisschen auf der Meta-Ebene angesiedelt: denn wir haben ja in den letzten paar Jahren einen veritablen Siegeszug von oftmals so genannten „Gimmick-Bands“ gesehen – man denke da an Zwerge bei Wind Rose, Piraten bei Visions of Atlantis, die Kriegsgötter bei den Warkings, Dinosaurier bei Victorius und Angus McSix, oder zuletzt die Zombies bei Dominum… also irgendwie scheinen Bands derzeit immer ein ganz bestimmtes Konzept, mit viel Showelementen, Kostümen, und spezifischer Thematik zu brauchen um aus der Masse hervorzustechen, und irgendwie hat dieser Trend mittlerweile schon fast groteske Züge angenommen.

Daher haben wir es uns zum Ziel gesetzt, mit „Hic Svnt Dracones“ das „Most Power Metal Album“ des Jahres zu veröffentlichen – und wie macht man das? Ganz einfach in dem man nicht nur ein beliebtes Gimmick auf ein Album packt, sondern quasi ALLE. Und so verknüpfen wir auf dem Album die (reale) Geschichte der sogenannten „Lost Colony“ von Roanoke, deren britische Kolonisten in den Jahren 1584-86 auf mysteriöse Weise verschwunden sind, mit einem Jules Verne-inspirierten Story-Twist, bei dem die Kolonisten in ein mythisches „Land vor unserer Zeit“ verfrachtet werden, in dem es noch Dinosaurier (also „Drachen“) gibt, und wo sie auch auf Wikinger-Stämme treffen, die ein ähnliches Schicksal bereits 1000 Jahre zuvor ereilt hat. Und zu allem Überfluss finden dann auch noch die Ereignisse der nordischen Götterdämmerung, der Ragnarök, statt.

Und so kommen wir unterm Strich eben auf das „Most Power Metal“ Album des Jahres, mit Piraten, Dinos, Wikingern und nordischer Mythologie!

Kannst du mir ein wenig über den Entstehungsprozess von “Hic Svnt Dracones” erzählen? (Mit dieser lateinischen Phrase wurden ursprünglich leere Stellen auf Karten bezeichnet. Diese unbekannten Orte galten als unerforschte und sehr gefährliche Gebiete.)

Also die Idee für das Konzept entstand bei mir schon recht früh, das Songwriting hat – wie immer bei uns – etwas länger gedauert. An der Stelle soll auch unser Produzent Frank Pitters unbedingt erwähnt werden; er ist quasi unser siebtes Bandmitglied, und seit Anfang ab bei Dragony mit dabei. Bei den ersten Aufnahmen hat er „nur“ die Studioarbeit gemacht, aber auch damals wäre ohne ihn schon nichts gegangen; in den letzten Jahren ist er dann auch immer intensiver als Songwriter in Erscheinung getreten und die meisten unserer Songs entstehen jetzt gemeinsam mit ihm in seinem Studio oder entstammen sogar von der Musikseite her ganz seiner Feder; ich trage dann oft nur noch die Gesangslinien und Texte bei.

Diesmal lief das auch genauso ab, und daher sind die meisten Songs fast zur Gänze bei Frank im Studio entstanden, einige Songideen kamen aber natürlich auch von der Band, etwa „Beyond The Rainbow Bridge“ bei dem unser Keyboarder Manuel und Gitarrist Matt federführend waren, oder auch „The Einherjar“, für das Matt gemeinsam mit unserem neuen Drummer Chris verantwortlich zeichnen.

Auch etwas außergewöhnlich waren diesmal die Schlagzeugaufnahmen. Da wir ziemlich knappe Deadlines hatten, und es zu Beginn des Jahres noch sehr unsicher war, ob unser langjähriger Drummer Frederic weiterhin für die Band zur Verfügung stehen würde, haben wir unseren Freund Roland Navratil (ex-Edenbridge, ex-Sirenia) gebeten, die Drums für uns einzuspielen. Chris wurde dann zwar auch Anfang des Jahres zu unserm offiziellen neuen Drummer gekürt, aber angesichts der Begleitumstände kam es dann eben doch so, dass Roland die Drums auf dem Album eingespielt hat.

Ebenfalls erwähnen möchte ich die Orchestrierung des Albums, die diesmal Lasse Elkjaer aus Dänemark gemacht hat. Ich finde seine Arbeit sensationell, da er einen sehr „szenischen“ Zugang zu den Songs hat, und jeden einzelnen Part sehr treffend arrangiert hat. Lasse hat auch Film Scoring studiert, und lebt und arbeitet in LA, im Filmbusiness… das merkt man dann auch sofort an seiner Arbeit.

Die Einherjer galten als die Elitetruppen der Vikinger bzw. als durchgeknallte Kamikaze-Krieger. Für was / aus welchem Grunde würdet ihr euch in Berserker verwandeln?

Für die Glorie des wahren Metalls natürlich! Oha, ich glaub da spricht ein wenig der innere Joey DeMaio aus mir 😉 (Anm.d.Red. Besser als Dahmer.)

Worauf liegt euer Schwerpunkt bei Alben? Unterhaltsamkeit, Ohrwürmer oder epische Panzerechsen?

Ein bisschen von allem, wobei es ironischerweise tatsächlich so ist, dass wir trotz unseres Bandnamens eigentlich erst bei unserem neuen, mittlerweile fünften Album tatsächlich auch „irgendwas mit Drachen“ im Albumtitel und am Album-Coverartwork haben! Man könnte ja fast meinen, Drachen würden nicht zu uns passen 😉

Von der Musik her ist es aber definitiv die Kombination aus Ohrwürmern und Unterhaltung. Gerade im Power Metal müssen aus meiner Sicht die Refrains direkt im Ohr kleben bleiben, für mich ist daher etwa ein Tobias Sammet von Avantasia/Edguy mit einer der besten Songwriter des Genres, da er es immer wieder schafft, einfach fantastische Refrains herbeizuzaubern. Das imponiert sehr! Lustigerweise haben Avantasia quasi eine Woche nachdem wir „Hic Svnt Dracones“ angekündigt haben ihr eigenes Album mit dem Titel „Here Be Dragons“ für 2025 angekündigt. Ein Schelm, der Böses denkt! Aber nein… war einfach ein lustiger Zufall, aber wir fanden’s witzig! (Anm.d.Red.: Das wäre doch mal eine Tour-Kombi?)

Für den Videodreh habt ihr euch ja ein schickes Gemäuer ausgesucht. Was dürfen wir für die kommenden Auskopplungen an historischen Drehorten erwarten?

Tatsächlich nein! Also das Video zu „Beyond The Rainbow Bridge“ wurde in der Schlossruine Pottendorf in Niederösterreich gedreht, und die Location war auch absolut fantastisch – vor allem die Drohnen-Shots über dem Dachlosen Gemäuer, das kann schon viel!

Für die kommenden Videos gibt’s aber einerseits ein Lyrics-Video zum Song „Dragon of the Sea“ und dann noch ein Studio-Video zu „Twilight of the Gods“, die aber beide auch auf ihre Art Klasse geworden sind, wie ich meine. Aber vielleicht legen wir dann nochmal ein weiteres Video etwas später nach 🙂

Fragen aus Neugier

Ihr seid immer fesch gewandet auf der Bühne. Wer ist euer Außeneinrichter?

Hauptsächlich ich, aber auch Manuel und Drummer Chris haben da ein gutes Auge drauf. Die anderen Jungs lassen sich hingegen gerne dann von uns inspirieren.

Nach so vielen Jahren auf der Bühne, was treibt euch voran und gibt es noch genug Themen, welche ihr musikalisch umsetzen möchtet?

Also Themen gibt’s immer genug, und solange es Spaß macht, machen wir auch weiter. Es wird aber, das muss man leider sagen, für eine Band unserer Größenordnung, die jetzt keine großen Headliner-Touren fahren kann oder mehrere gutbezahlte Festival-Shows im Jahr hat, immer schwieriger, Produktionen wie unser neues Album längerfristig zu fahren. Da wir es uns selbst auch immer versprochen haben, wollen wir immer auf hohem Niveau produzieren; bei „Viribus Unitis“ war es dann ein Seeb Levermann von Orden Ogan, der das Album abgemischt hat, diesmal eben ein Jacob Hansen… dazu kommen dann gute Artworks (und ja, von Menschen gemachte!), Videos, Merchandise-Produktion, Marketing-Ausgaben, Touring und so weiter… da sind viele, auch inflationsbedingt mittlerweile sehr hohe Kosten damit verbunden, die man als „kleinere“ Band auch mit gutem Labelsupport nur mehr schwer stemmen kann.

Diesmal hatten wir Glück und konnten einerseits ein gutes Crowdfunding für die Produktion machen, andererseits erhalten wir auch Unterstützung vom österreichischen Musikfonds für die Albumproduktion und kommende Touren; ohne diesen Support wäre das Album in seiner endgültigen Form tatsächlich nicht umsetzbar gewesen.

Wir hoffen daher natürlich, dass das Album bei den Fans richtig gut ankommt, und wir auf der Basis auch gut weiter aufbauen können. Aber wie es am Ende wirklich weitergeht, wird die Zeit zeigen!

Lest ihr eigentlich immer noch die Reviews? Und welches Interview ist euch am stärksten in Erinnerung geblieben?

Reviews les ich schon ganz gern, es ist ja auch immer irgendwie interessant zu sehen, wie die eigene Musik bei anderen Leuten ankommt und aufgenommen wird. Lustig ist, dass es oft dann ganz diametral unterschiedliche Meinungen gibt. Wie sagt der Lateiner so schön? Quot capita, tot sensus! Ein besonders erinnerliches Interview fällt mir allerdings ad hoc jetzt gerade nicht ein fürchte ich… aber wir wertschätzen es immer sehr, wenn Leute sich die Zeit nehmen, um mit uns Gespräche zu führen und sich über unsere Musik mit uns zu unterhalten, das ist immer absolut nett!

So ganz unter uns: Ich versteh immer noch nicht warum Georg bei denen Soundproben kreischend wegrennt. *schulterzuck* Ist ein wenig Genecke unter Musikerkollegen ein gutes Ventil für Panikattacken vor den Auftritten? Bzw. habt ihr die noch?

Ich weiß jetzt nicht genau welchen Georg du meinst? Aber Genecke unter Musikerkollegen gibt’s auf jeden Fall; das Tourleben soll ja nicht nur Arbeit, sondern auch Vergnügen sein, und da gehört der Spaß sowohl auf als auch abseits der Bühne absolut dazu! (Anm.d.Red. von Serenity ;-))

Panikattacken oder Lampenfieber hab ich eher nicht, aber da war ich glücklicherweise nie anfällig dafür. Bei mir gibt’s da eher immer Gefühle der „freudigen Erwartung“, wann’s denn endlich losgeht!

Und in diesem Sinne freue ich mich jetzt schon auf den Release unseres neuen Albums „Hic Svnt Dracones“ und frag auch schon: wann geht’s denn endlich los?! 😉

Vielen herzlichen Dank für deine / eure Zeit. Und bis zum nächsten Mal im Fotograben. Sabine

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